Oberholzheim

Geschichte und Struktur

Oberholzheim ist das Zentrum der Kirchengemeinde und war maßgeblich beteiligt an der Entstehung der Kirchengemeinde Laupheim.
Eventuell gab es das Dorf schon um 926, sicher ab 1481. So ist auch eine Kirche bereits 926 erwähnt (als Leutkirche des Klosters Weißenburg). 1275 werden Kirche und Pfarrei urkundlich erwähnt. Seit 1536 ist Oberholzheim evangelisch.

Ab 1556 waren die Pfarrer auch für Burgrieden bis nach Bühl zuständig. Zehntherr war das Kloster Gutenzell, verantwortlich für die Baulast an Kirche, Friedhof und Pfarrhof.

Interessant sind die Geschichten, die erzählt wurden: Wenn vor etwa 100 Jahren der Pfarrer zum Gottesdienst oder Schulunterricht nach Laupheim durchs katholische Gebiet musste, fuhr er anscheinend besser Umwege, wollte er heil ankommen. Es wird auch heute noch erzählt, wie die Kinder sich beschimpften und beharkten, streng nach Konfession getrennt. Was relativ einfach war: Bis vor 80 Jahren gab es tatsächlich noch kaum Evangelische in den Orten rings um Oberholzheim. Wehe, es musste jemand den anderen Ort durchqueren!

So war es halt, aber Gott sei dank sind diese Zeiten vorbei!

Im Vergleich zu allen Bürgern  Baden-Württembergs sind die Burgrieder und Achstetter 3 bis 4 Jahre jünger. Zudem fällt auf, dass zur evangelischen Kirchengemeinde verhältnismäßig wenig ältere Menschen (10% gegenüber 19% in BW) und verhältnismäßig viele junge Menschen unter 15 Jahren (21% gegenüber 15 % in BW) gehören.

 

 

Warum Oberholzheim evangelisch ist...

Beide Dörfer, Burgrieden und Oberholzheim gehörten dem Spital Biberach (Burgrieden seit 1466, Oberholzheim zu 2/3).

In Burgrieden übergaben 1420 die Herren von Freiberg den Kirchensatz an das Kloster Heggbach[1], so wurde der Pfarrer in Ausübung des Patronatsrechtes durch das Kloster Heggbach besetzt. Obwohl berichtet ist, dass der Burgriedener Pfarrer nach dem „Bildersturm“ in Biberach (1531) evangelisch predigte[2], wurde Burgrieden nicht evangelisch. Die Stadt Biberach setzte den Befehl des Schmalkaldischen Bundes, die umliegenden Klöster (darunter auch das Kloster Heggbach) einzunehmen und dort die Messe abzuschaffen nicht um, da die Befürchtung bestand damit den Kaiser auf den Plan zu rufen und das ohnehin schon unsichere Biberach zu gefährden.[3] Somit blieb die Ausübung des Patronatsrechts in Burgrieden in katholischer Hand, obwohl der Pfarrer evangelisch predigte. Nach dem Schmalkaldischen Krieg wurde in Biberach ein katholischer Rat eingesetzt, der nach dem Tod des evangelischen Pfarrers in Burgrieden nicht verhinderte, dass ein katholischer Priester als Nachfolger eingesetzt wurde.[4]

In Oberholzheim lag die Collatur bei den Herren von Stein zu Hürbel. 1536 verboten jedoch Bürgermeister und Rat der Stadt Biberach dem Oberholzheimer Pfarrer und Karthäuser-Mönch Ezechiel Jergen von Seussen die Ausübung der katholischen Zeremonien. Dagegen leisteten die Herren von Stein zu Hürbel Widerstand bis schließlich 1544 die Stadt Biberach das Patronat erwarb.[5] 1556 wurde mit Ezechiel Jergen von Seussen der erste evangelische Pfarrer in Oberholzheim ernannt.

In Achstetten wurde 1442 durch eine Dotation der Herren von Freyberg eine eigenständige Pfarrei eingerichtet (nachdem Achstetten vorher von Laupheim aus versorgt wurde). Das Nominationsrecht lag bei den Herren von Freiberg (und später – bis 1803 – bei verschiedenen Adelsfamilien, einschließlich der Grafen Reuttner von Weyl, der heutigen Besitzer des Achstettener Schlosses), das Präsentationsrecht blieb jedoch weiterhin beim Pfarrer von Laupheim bzw. damit beim Abt des Klosters Ochsenhausen, der auch das Präsentationsrecht in Laupheim ausübte.[6]

 

[1] Königlich-statistisch-topographisches Bureau (Hg.), Beschreibung des Oberamtes Laupheim, Stuttgart, 1856, S.145f.

[2] Essich, C.F., Geschichte der Reformation zu Biberach vom Jahr 1517 bis zum Jahr 1650, S.27

[3] Essich, C.F., Geschichte der Reformation zu Biberach vom Jahr 1517 bis zum Jahr 1650, S.52.

[4] Essich, C.F., Geschichte der Reformation zu Biberach vom Jahr 1517 bis zum Jahr 1650, S.77f.

[5] Königlich-statistisch-topographisches Bureau (Hg.), Beschreibung des Oberamtes Laupheim, Stuttgart, 1856, S.210.

[6] Königlich-statistisch-topographisches Bureau (Hg.), Beschreibung des Oberamtes Laupheim, Stuttgart, 1856, S.120.